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Was du bei einem Zeckenbiss tun kannst

Es ist der frühe Sommer und damit auch Zeckenzeit. Da mich trotz aller Vorsicht eine Zecke erwischt hat, habe ich mich diese Woche noch einmal speziell in die Thematik Zecken, Borreliose und MCAS eingearbeitet. Durch meine Arbeit mit MCAS habe ich bereits eine gewisse Vorbildung, was Zecken und vor allem Borrelien angeht und habe diese auf den neuesten Stand gebracht.


Da das Thema in dieser Jahreszeit sicherlich nicht nur für mich wichtig ist, möchte ich diese Informationen hier an dich weitergeben. Anders als andere Artikel verzichte ich übrigens auf das Bild einer Zecke - eine zu haben ist schließlich schon unangenehm genug 😅



Sieht schön aus, ist aber Zeckengebiet: Eine dicht bewachsene Wiese


Was du in diesem Artikel erfährst:

  1. Welche Erkrankungen Zecken in Europa übertragen können

  2. Prävention - Wie du einen Zeckenbiss vermeidest

  3. Wie lange Zecken in der Wohnung oder im Haus überleben

  4. Was du machen kannst, wenn du eine Zecke hast

  5. Was du machen kannst, wenn die Zecke Borrelien hat

  6. Wie schnell Borrelien im Blut nachweisbar sind

  7. Welche Symptome bei einer Borreliose auftreten

  8. Ob du nach einem Zeckenbiss prophylaktisch ein Antibiotikum einnehmen solltest

  9. Welches Antibiotikum gegen Borrelien bzw. Borreliose hilft und wie lange du es nehmen solltest

  10. Welche der Antibiotika gegen Borreliose bei MCAS geeignet sind

  11. Pflanzliche und natürliche Alternativen zur Behandlung von Borreliose

  12. Welche natürlichen Wirkstoffe nicht gegen Borreliose wirken

  13. Wie ich mit meinen Zeckenstichen umgegangen bin

  14. Ein wichtiger Hinweis

Einige der Originalquellen, auf die ich in diesem Artikel verweise, sind auf Englisch. Bei der Ãœbersetzung hilft zur Not www.deepl.com

Also – tauchen wir ein! Ich beantworte hier wirklich alle Fragen, die ich mir jemals zum Thema Zecken gestellt habe. Ich hoffe, das hilft dir auch weiter.



Zeckenübertragene Erkrankungen - unschön, aber leider unsere Realität


Welche Erkrankungen können Zecken in Europa grundsätzlich übertragen?


In Frage kommen hauptsächlich eine Reihe von Bakterien: Borrelien, Babesien, Ehrlichien, Bartonellen und Anaplasmen sowie die Viruserkrankung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis).


Dabei kann die Auftretenshäufigkeit dieser Erkrankungen in der Zeckenpopulation zwischen den verschiedenen Landstrichen und den Zeckenarten stark variieren. Es gibt hier sicherlich viele Details, die hier den Rahmen sprengen würden. Daher erhebt diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


Gerade die Borreliose ist eine der Erkrankungen, die häufig im Zusammenhang mit MCAS genannt werden. Neben MCAS kann sie auch noch eine ganze Reihe an anderen chronischen Beschwerden hervorrufen. Sie sollte also auf keinen Fall auf die leichte Schulter genommen werden. Das gilt nicht nur für Menschen, die bereits chronisch krank sind, sondern auch für Gesunde.



Zeckenprävention - better safe than sorry


Prävention - Wie vermeide ich einen Zeckenbiss?


Der beste Weg, zeckenübertragene Erkrankungen zu vermeiden, ist die Prävention. Zecken leben im hohen Gras, also besonders in ungemähten Wiesen oder an Wald- und Wegesrändern. Die in Deutschland weit verbreitete Zecke braucht eine gewisse Luftfeuchtigkeit zum Leben und hält sich daher gerne im Schatten und im Wald auf. Daher sollte man vorsichtig sein, wenn man in diese Gegenden und damit in ihren Lebensraum eindringt.


Es ist eine gute Idee, lange und geschlossene Kleidung zu tragen und keine Lücken zu lassen (z.B. zwischen Socken und Hose oder Hose und T-Shirt). Sieht das blöd aus? Ja, schon. Aber es hilft. Am besten helle Kleidung tragen, damit du die dunklen Zecken gegebenenfalls gut erkennen kannst.


Zecken wandern in der Regel eine Weile auf dem Körper herum, bevor sie sich eine Stelle zum Blutsaugen suchen. Es macht also ebenfalls Sinn, sich nach einem Waldspaziergang etc. gründlich abzusuchen. Dabei reicht es nicht, oberhalb der Klamotten zu gucken, da Zecken ohne Probleme unter die Kleidung schlüpfen können. Ja, das ist richtig blöd. Können wir aber nix gegen machen.


Ebenfalls kann es helfen, abwehrende Mittel zu nutzen. Da gibt es verschiedene Vorschläge:

  • Schwarzkümmelöl soll gegen Zecken helfen. Wissenschaftliche Daten dazu sind aber noch nur in geringem Umfang verfügbar (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27394440/, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27308273/) . Der Vorteil von Schwarzkümmelöl ist allerdings, dass es naturrein ist, also ein Öl ohne Duftstoffe, Konservierungsstoffe, Farbstoffe etc. Darüber hinaus besitzt Schwarzkümmelöl antioxidative und vor allem anti-histaminerge Effekte (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16240107/). Das macht das Öl zu einem guten Mittel für Menschen mit MCAS - vor allem dann, wenn die anderen Insektenschutzmittel nicht in Frage kommen. Ich habe bisher diese beiden Öle ausprobiert und fand beide gut: Sanus Natura Bio Schwarzkümmelöl ungefiltert, kaltgepresst* und manako Schwarzkümmelöl gefiltert, kaltgepresst*.

  • Dr. Tania Dempsey, Ärztin, Praxiskollegin von Dr. Afrin und Expertin für sowohl MCAS als auch Borreliose, nutzt für sich und ihre Familie Produkte mit dem Wirkstoff Icaridin (https://www.drtaniadempsey.com/post/2017/08/01/chronic-lyme-disease-faq). Gegen Zecken wirkt Icaridin sogar besser als DEET (https://www.pharmazeutische-zeitung.de/richtig-auswaehlen-richtig-anwenden-126555/). In Deutschland ist z.B. Autan Multi Insect mit 20% Icaridin* und Nobite Sensitive mit 30% Icaridin* erhältlich. Während Nobite duftstofffrei ist und auch von Duftstoffallergikern genutzt werden kann, enthält Autan möglicherweise Limonene.

  • Beth O’Hara, Heilpraktikerin und Expertin für MCAS, nutzt Decken und Kleidung, die mit Permethrin beschichtet sind. Sie hat selbst MCAS. Nähere Informationen dazu findet ihr in ihrem Blogbeitrag dazu: https://mastcell360.com/non-toxic-tick-prevention/. Falls du eine Outdoor-Decke oder Kleidung mit Permethrin behandeln möchtest, kannst du das Nobite Kleidung-Spray nutzen, welches 2% Permethrin* enthält. Besprühe deine Kleidung am besten im Freien mit guter Belüftung, trage dabei eine Maske und ziehe die Kleidung danach nicht sofort an - oder frage jemanden mit weniger Unverträglichkeiten um Hilfe. Du kannst auch ein Repellent für die Haut auf deine Kleidung sprühen, aber da könnte es Flecken geben. Da macht es Sinn, ein Produkt zu wählen, was speziell für die Benutzung auf der Kleidung formuliert ist.

  • Es gibt noch weitere Repellents wie z.B. DEET, die sicherlich sehr hilfreich sind. Der Einsatz von DEET sollte aufgrund seiner Giftigkeit allerdings, gerade bei Menschen mit MCAS und anderen chronischen Erkrankungen, gut überlegt sein.

  • Teste am besten vor der großflächigen Benutzung eines Repellents die Verträglichkeit für dich. Also erst einmal vorsichtig riechen (dafür in den Deckel sprühen, am besten draußen) und wenn das klappt, dann an einer kleinen Hautstelle ausprobieren. Zur Not kann es auch sinnvoll sein, den Wirkstoff nur auf die Beine und Füße oder nur auf die Kleidung aufzutragen.

Es kann auch helfen, die Klamotten nach einem Waldspaziergang durch den Trockner zu jagen. Zecken sind extrem widerstandsfähig und überleben die Waschmaschine – aber der Trockner macht mit ihnen kurzen Prozess.



Zecken können auch auf der Kleidung ins Haus kommen


Was ist mit Zecken in der Wohnung und im Haus?


Du solltest aufpassen, dir die Zecken nicht mit der Kleidung ins Haus zu bringen. Dort können sie nämlich auch herumlaufen und sich dann doch eine Blutmahlzeit suchen, auch wenn sie es nicht von deiner Kleidung direkt auf dich geschafft haben. Wie vorsichtig du mit deiner Kleidung umgehen möchtest, kannst du natürlich selbst entscheiden. Das hängt von der Gegend ab, in der du unterwegs warst und von deinem Sicherheitsbedürfnis.


Folgende Maßnahmen können helfen:

  • Die Waschmaschine hilft erst ab 60°C. Ebenso der Trockner: Ab 60°C werden die Zecken getötet. Leichte Minusgrade wie z.B. in der Tiefkühltruhe sind hingegen nicht zuverlässig.

  • Zecken (zumindest die deutschen Arten) mögen es nicht trocken. Nach einigen Tagen in der Wohnung trocknen sie daher einfach aus. Das gilt allerdings nicht, wenn sie in feuchter Kleidung sitzen, dann können sie auch länger aushalten. Du musst dir also keine Sorgen machen, dass Zecken noch Wochen später auf der Kleidung aus dem Wald sitzen und auf ein Opfer lauern.

  • Es ist auch möglich, die Kleidung für ein paar Tage in einem Plastiksack aufzubewahren, gerne in der Sonne oder da wo es warm ist. Dieser sollte allerdings dicht sein. Eine andere Möglichkeit ist es, die Kleidung in die Badewanne zu legen. Auf dem meist hellen Untergrund kannst du herumkletternde Zecken leichter erkennen und dann entfernen. Die Kleidung nach einem Spaziergang durch das Unterholz im Schlafzimmer aufzubewahren ist dagegen nicht ratsam.



Zecken stechen eher selten am Finger, sondern lieber an ruhigen Stellen mit dünner Haut


Im Falle eines Zeckenbisses


Oder genauer gesagt, eines Zeckenstiches. Also, was tun?

  1. Die Zecke schnell entfernen. Je länger die Zecke an dir Blut saugt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre Bakterien auf dich übertragen kann. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Zecken zu entfernen, z.B. mit einer Pinzette, einer Zeckenzange oder einer Zeckenkarte. Eine Übersicht findest du hier: https://www.zecken.de/de/zecken-entfernen

  2. Du solltest allerdings nie die Zecke mit Öl oder Klebstoff oder ähnlichen Substanzen behandeln oder auf der Zecke herumdrücken. Das kann nämlich dazu führen, dass die Zecke die Bakterien aus ihrem Darm in den Stich (und damit in deinen Körper) erbricht und das erhöht wesentlich die Wahrscheinlichkeit, dass sie dich infiziert.

  3. Die Stichstelle äußerlich desinfizieren und die Hände waschen.

  4. Wenn die Zecke entfernt ist, dann wirf sie nicht weg! Das hat zwei Gründe:

  5. Die Art der Krankheitserreger hängt auch von der Art der Zecke und von ihrem Entwicklungsstadium ab. Daher macht es Sinn, Handyfotos von der Zecke zu machen (wichtig: gute Fotos, auf dem man auch was erkennen kann!), am besten mit einem Lineal, linierten Papier oder einer Cent-Münze zum Größenvergleich. Am Aussehen der Zecke kannst du die Art erkennen. An der Größe der Zecke kannst du ihr Entwicklungsstadium erkennen. Zecken tragen nämlich nicht von sich aus Krankheitserreger, sondern holen sich diese bei Blutmahlzeiten z.B. bei Wildtieren ab. Und für jeden Entwicklungsschritt brauchen Zecken eine Blutmahlzeit. Eine Zeckenlarve trägt also keine Erreger, eine Nymphe hat schon mindestens einmal gesaugt und eine erwachsene Zecke schon mindestens zweimal. Das zu wissen, kann sinnvoll sein.

  6. Aber nicht nur deswegen solltest du die Zecke nicht wegwerfen (und auch nicht im Klo runterspülen – das überleben sie nämlich!). Denn was viele nicht wissen: Man kann die *Zecke* auf Krankheitserreger testen lassen! Das ist zwar eine Privatleistung, muss also aus eigener Tasche bezahlt werden, ist aber deutlich einfacher als zum Arzt zu gehen und sich selbst testen zu lassen. Es gibt verschiedene Labore, die diesen Service anbieten. Für Gesunde wird das in der Regel nicht konkret empfohlen, sondern läuft eher unter „kann man machen oder lassen“. Ich sehe das weniger lax, sondern denke: Wer gesund bleiben will, sollte das machen lassen! Das ist auch die Ansicht von Dr. Dempsey, die sagt, dass sie in ihrer Praxis ständig die Auswirkungen von Borreliose sieht. Diese ist im Akutstadium gut zu behandeln, im späteren Stadium kann das aber sehr schwierig werden. Ob die Zecke tot ist oder noch lebt, macht für den Test übrigens keinen Unterschied. Du brauchst allerdings den mehr oder weniger vollständigen Körper der Zecke. Einzelne Beine helfen da nicht.

  7. Auch wenn du die Zecke nicht direkt testen lassen möchtest, macht es Sinn, sie aufzubewahren. Dann kannst du später, falls du neue unerklärliche Symptome entwickelst, die Zecke testen lassen. Es ist auch kein Problem, wenn die Zecke dann schon länger tot ist. Diese Zeckentests testen auf bakterielle DNA, und die trocknet mit der Zecke zusammen ein und ist weiterhin nachweisbar. Eine gute Idee ist es, die Zecke in die Tiefkühlung zu legen. Natürlich sollte sie dabei sicher verschlossen sein, am besten in einem kleinen Gefäß oder in einem zugeklebten Gefrierbeutel. Es sollte sicher sein, dass sie nicht entkommen kann! Zecken sind extrem widerstandsfähig und halten viel aus. Die Zecke sollte allerdings nicht in Klebstoff oder auf Tesafilm aufbewahrt werden.

  8. Welche Labors testen Zecken? Hier gibt es viele Angebote, wobei einige „nur“ Tests auf Borrelien und FSME anbieten und andere auch eine Reihe an weiteren Bakterien überprüfen. Ich wollte das volle Panel und habe mich daher zwischen zwei Angeboten entschieden: https://www.arminlabs.com/de/tests/tick-test und https://www.medivere.de/shop/Alle/Zecken-Test.html. Da ich die Zecke direkt losschicken wollte, habe ich mich für ArminLabs entschieden. Es gibt aber sicherlich noch viel mehr Anbieter. Diese beiden sind letztendlich nur die beiden, die ich relativ schnell gefunden habe. Bei beiden kostet der Nachweis um die 100€. Porto kommt noch obendrauf. 5 Tage nach Versand der Zecke hatte ich den Befund.

Ausführliche Tipps von Dr. Dempsey findest du hier: https://www.drtaniadempsey.com/post/what-to-do-if-you-find-a-tick-lyme-disease-prevention. Bei der Übersetzung aus dem Englischen hilft zur Not www.deepl.com



Ein Labortest auf Bakterien in der Zecke sieht sicherlich anders aus, ist aber eine gute Idee


Und wenn eine Zecke Borrelien hat?


Hier scheiden sich die Geister. Aber erst einmal gilt: Eine Zecke kann nur Krankheitserreger übertragen, die sie auch selbst in sich trägt. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig zu schauen, ob die Zecke überhaupt Erreger in sich trägt und wenn ja, welche.


Die Borrelien sind die gefürchtetsten Bakterien der Zecke und kommen leider häufig in ihr vor. Die Zeit, die die Zecke am Körper saugen muss, damit die Borrelien übertragen werden, ist etwas unklar. Viele Quellen berichten von 24 bis 36 Stunden Mindestdauer. Dr. Dempsey allerdings warnt hier vor einem zu großen Sicherheitsgefühl: Auch nach vier Stunden sei eine Übertragung schon möglich. Ein wissenschaftliches Review von 2015 (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4278789/) kommt zu dem Schluss, dass die häufig genannten Zeiträume von 24 bis 36 Stunden keine Datenbasis besitzen und dass eine Übertragung von Borrelien schon deutlich früher möglich ist, z.B. wenn die Bakterien bereits auf dem Stechapparat der Zecke sitzen. Infektionen die nach weniger als 16 Stunden stattfanden, sind wissenschaftlich dokumentiert. Eine Übersicht findet sich auch hier: https://www.lymedisease.org/hard-science-on-lyme-ticks-can-transmit-infection-the-first-day/


Für andere Erreger herrschen teilweise andere Übertragungszeiten. FSME kann als Viruserkrankung praktisch sofort übertragen werden. Anders als für die bakteriellen Erreger gibt es gegen FSME allerdings eine Impfung, die du leicht beim Hausarzt bekommen kannst. Das kann vor allem in FSME-Risikogebieten Sinn machen.


Es ist nicht so ganz einfach festzustellen, wie lange eine Zecke schon am Körper angedockt hat. Hinweise geben allerdings ihre Größe, dein Risikoprofil und wie leicht es war, die Zecke zu entfernen.

  • Die Größe der Zecke. Wenn eine Zecke saugt, dann speichert sie dein Blut in sich und wird dadurch logischerweise größer. Zecken sind leer sehr flach. Ist deine Zecke also noch ganz flach und klein, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie lange an dir gesaugt hat, eher klein. Wie lange es dauert, bis eine Zecke sich vollgesogen hat, variiert wieder mit ihrem Entwicklungsstadium (Larven und Nymphen sind kleiner als erwachsene Zecken und dadurch schneller „voll“), und die Aussagen dazu sind aktuell eher schwammig und uneindeutig. Der NABU gibt als Saugdauer etwa 3-7 Tage an (https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/gesundheit/zecken/index.html). Es ist schwer herauszufinden, wie schnell eine Zecke mit dem Blutsaugen beginnt. Es gibt nur Hinweise darauf (aber ohne Quellenangabe), dass sie sich innerhalb von 24 Stunden in ihrer Größe verdoppeln könnte (https://tierliebhaber.de/blogs/news/wie-sieht-eine-zecke-aus). Wissenschaftliche Hinweise finden sich hier: https://www.idsociety.org/practice-guideline/lyme-disease/ (pdf herunterladen)

  • Dein Risikoprofil: Wann warst du zuletzt an einem Ort, an dem Zecken leben? Wenn du nur einmal im Monat in den Wald gehst und ansonsten nur im Großstadtschungel auf Beton unterwegs bist, kommt die Zecke vermutlich aus dem Wald. Man kann sich zwar theoretisch überall Zecken holen, sie leben aber sehr bevorzugt in der dicht bewachsenen Natur.

  • Die Festigkeit der Zecke. Das ist eher Spekulation als ein wirklich belastbarer Hinweis, aber einige Zecken fertigen eine Art „Zement“ an, mit dem sie sich fest mit der Stichwunde verbinden. Dadurch halten sie sich trotz den Bewegungen von dir und deiner Kleidung an dir fest. Wenn die Zecke leicht rauszuziehen ist, würde ich das als Hinweis interpretieren, dass dieser Zement nicht gebildet wurde. Das kann daran liegen, dass diese bestimmte Zecke keinen Zement bildet – oder im besten Falle, dass sie erst so kurz vorher gestochen hat, dass dafür noch keine Zeit war.

Wenn die Zecke nun positiv für Borrelien vom Test zurückkommt, dann gibt es verschiedene Optionen. Je kürzer die Zecke an dir hing, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre Borrelien auf dich übertragen hat.


Und selbst wenn: Auch dann gibt es noch viele Fälle, in denen der Körper die Infektion einfach bekämpft und damit abwehrt. Leider weiß man das allerdings nicht vorher.


Das RKI äußert sich zur Infektionswahrscheinlichkeit folgendermaßen: „Das Vorkommen von Borrelien in Zecken schwankt kleinräumig sehr stark und kann bis zu 30% betragen. Nach Untersuchungen aus Deutschland und der Schweiz wurde nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6% der Betroffenen eine Borrelien-Infektion nachgewiesen, charakterisiert durch die sogenannte Serokonversion, also das Auftreten von Antikörpern im Blut. Nur ein kleiner Teil der Infizierten erkrankt. Insgesamt ist bei 0,3 bis 1,4% der Zeckenstiche mit Krankheitssymptomen zu rechnen.“ (https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Borreliose/Borreliose.html)



Bluttests auf zeckenübertragene Erkrankungen sind erst einige Wochen nach dem Stich sinnvoll


Wie schnell sind Borrelien im Blut nachweisbar?


Dein Immunsystem bildet Antikörper gegen eine erstmalige Infektion mit Borrelien mit Verzögerung. Daher können nach wenigen Tagen, wenn die Symptome einer Borrelieninfektion beginnen, die Tests noch negativ ausfallen. Auch bei einer auftretenden Wanderröte, welche ein deutliches Zeichen für Borreliose ist, sind die Antikörpertest oft noch negativ. Eine Wanderröte tritt nicht in allen Fällen auf. Ihre Abwesenheit ist also kein sicheres Zeichen dafür, dass du keine Borrelien abbekommen hast.


Das RKI sagt zu den Tests: „Ein positiver Test ist nicht immer auf eine akute Infektion mit Borrelien zurückzuführen. So können hohe Antikörper-Werte nach einer früheren, möglicherweise unbemerkten Infektion über viele Jahre erhalten bleiben. So tragen in Deutschland 5,8% der Frauen und 13,0% der Männer Antikörper und haben somit mindestens eine Infektion durchgemacht.“ (https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Borreliose/Borreliose.html)


Allerdings lassen sich unterschiedliche Infektionszeitpunkt durchaus anhand der gefundenen Antikörper unterscheiden: Im frühen Stadium (nach Wochen bis Monaten) sind IgM- und IgG-Antikörper vorhanden. Bei späten Manifestationen (in seltenen Fällen nach Monaten bis Jahren) weisen die Patienten hohe IgG-Antikörper-Titer bei negativen IgM-Antikörpern auf (https://www.imd-greifswald.de/de/borreliose-erkrankung).


Das liegt daran, dass IgM-Antikörper zur Akuterkrankung gehören und zwar schnell reagieren, aber nach 6 Monaten auch wieder verschwinden. IgG-Antikörper können über Jahrzehnte bleiben. Diese Antikörper zeigen allerdings nicht an, dass du auch eine Infektion hast, sondern nur, dass dein Körper sich mit ihnen auseinandergesetzt (und gg. gewonnen) hat (https://www.apotheken-umschau.de/diagnose/laborwerte/borreliose-antikoerper-igm-und-igg-743815.html). Daher sagt das RKI hier zu Recht: „Ein positiver Antikörpertest bei einem Patienten kann nur unter Berücksichtigung der klinischen Symptome für diesen Patienten sinnvoll interpretiert werden. Verlaufskontrollen sind insbesondere bei Frühformen sinnvoll.“ (https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Borreliose/Borreliose.html)



Krank nach Zeckenbiss? An eine Borreliose denken!


Welche Symptome treten bei einer Borreliose auf?


Bei einer Borrelien-Infektion können verschiedene Symptome auftreten. Das RKI sagt hier, dass es keinen typischen Krankheitsverlauf der Lyme-Borreliose gibt und dass sie grundsätzlich zahlreiche Erkrankungsformen in verschiedenen Organen hervorrufen kann, die einzeln oder in unterschiedlichen Kombinationen auftreten können und nicht immer ohne fachärztlicher Untersuchung von anderen Erkrankungen abzugrenzen sind. Das hört sich für Menschen mit MCAS erst einmal schwierig an, da diese Beschreibung durchaus auch zu den „regulären“ MCAS-Beschwerden passen würde.


Häufig tritt die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans) nach einigen Tagen (bis Wochen) nach dem Zeckenstich auf. Wie eine Wanderröte aussieht, kannst du hier sehen: https://www.onmeda.de/symptome/wanderroete/galerie-zeckenbiss-wanderroete-id200226/ Sie sieht ein bisschen aus wie eine Zielscheibe und ist in der Mitte blasser als am Rand, wobei der äußere rote Ring langsam nach außen wandert. Dazu können allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen, und Müdigkeit auftreten.


Eine Neuroborreliose betrifft das Nervensystem. Dann können brennende Nervenschmerzen (oft nachts schlimmer) und leichte Lähmungen der Hirnnerven auftreten. Dann kann es zu verschiedenen Symptomen kommen, wie z.B. Taubheitsgefühle, Seh- oder Hörstörungen, seltener auch zu Lähmungen des Rumpfes und von Armen und Beinen. Sehr selten kann sich das Herz entzünden und es können Rhythmusstörungen auftreten.


Darüber hinaus gibt es noch weitere Spätmanifestationen, z.B. die Lyme-Arthritis und die Acrodermatica chronica athropicans. (https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Borreliose/Borreliose.html)


Asymptomatische Borrelien-Infektionen treten nach dieser Studie in 1,6-7% der Infizierten auf, sind also nicht sehr häufig (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5864449/).


Tablette oder nicht Tablette, das ist hier die Frage


Sollte ich nach einem Zeckenbiss prophylaktisch ein Antibiotikum einnehmen?


Das ist ein sehr kontrovers diskutiertes Feld, und die Antwort hängt von vielen Faktoren ab. Das RKI empfiehlt keine grundsätzliche Prophylaxe mit einem Antibiotikum, da die Gefahr, sich nach einem Stich zu infizieren, eher gering ist und die Nebenwirkungen einer Behandlung mit einem Antibiotikum einfach nur zur Vorsorge nicht gerechtfertigt seien. (https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_LymeBorreliose.html)


Dennoch gibt es dazu auch andere Meinungen. Offenbar gibt es hierzu ähnlich viele Ratschläge wie es Experten gibt:

  • Die deutsche Leitlinie für für Kutane Lyme-Borreliose rät davon ab.

  • Die amerikanische Gesellschaft für Infektionserkrankungen rät in bestimmten Fällen mit einem hohen Risiko einer Ãœbertragung (passende Spezies, Hochrisikogebiet, die Zecke hat lange gesaugt) zu einer einmaligen Einnahme von 200mg Doxycyclin für Erwachsene bzw. einer angepassten Dosis für Kinder (4,4mg/kg, maximal 200mg). Treffen diese Kriterien nicht zu, sollte abgewartet und beobachtet werden. Diese Prophylaxe sollte innerhalb von 72 Stunden nach dem Stich erfolgen (https://www.idsociety.org/practice-guideline/lyme-disease/).

  • Die internationale Borreliose-Gesellschaft empfiehlt hingegen keine einmalige Prophylaxe, sondern eine längere Einnahme von Doxycyclin. Wenn die Zecke Blut gesaugt hat, dann soll unabhängig von ihrem Füllstand oder der lokalen Infektionsrate 100-200mg Doxycyclin gegeben werden, zweimal am Tag über 20 Tage. Diese Empfehlung ist allerdings von 2014 und die Fachgesellschaft schätzt die Qualität der Beweislage dafür als niedrig ein (https://www.ilads.org/patient-care/ilads-treatment-guidelines/).

Ein wenig Licht ins Dunkle bringt eine wissenschaftliche Übersichtsarbeit von 2021 (https://bmcinfectdis.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12879-021-06837-7), welche diese Antibiotikaeinnahmen vergleicht. In drei der überprüften Studien wurden 10 Tage lang Antibiotika eingenommen (Amoxicillin, Penicillin oder Tetracycline, z.B. Doxycyclin), in zwei weiteren Studien wurde einmalig 200mg Doxycyclin eingenommen und eine Studie überprüfte auf die Haut aufgetragenes Azithromycin. Das Ergebnis war, dass in der Gruppe mit den Antibiotika 0,4% der Studienteilnehmer an Borreliose erkrankten und 2,2% der Kontrollgruppe. Das Risiko wird, bei insgesamt geringen Infektionszahlen, also um 62% verringert. Dabei lag die Risikoreduktion für die einmalige (71%) und für die zehntägige Behandlung (72%) etwa gleich auf. Die Behandlung auf der Haut reduzierte die Infektionen nur um 27%. Allgemein stützte die Überblicksarbeit die einmalige Gabe von Doxycyclin, während eine zehntägige Behandlung keinen signifikanten zusätzlichen Nutzen zeigte. Allerdings müssen die Ergebnisse noch wiederholt werden, wie das in der Wissenschaft üblich ist. Erst eine mehrfache Übereinstimmung von Ergebnissen kann zu einer zuverlässigen Empfehlung für die Praxis führen.


Speziell für Menschen mit MCAS sind mir wenige Empfehlungen bekannt. Die einzige kommt von Dr. Dempsey. Sie ist weder ein Fan von dem „abwarten und beobachten“-Ansatz, noch von einer einmaligen prophylaktischen Gabe. Sie befürchtet, dass eine einmalige Einnahme eine Borreliose „maskieren“ könnte, die dann im Verborgenen weiter Schaden anrichtet. Sie empfiehlt entweder eine längere antibiotische Prophylaxe oder natürliche Alternativen (siehe unten: Gibt es pflanzliche und natürliche Alternativen zur Behandlung von Borreliose?). Diese können allein oder zusammen mit Antibiotika eingesetzt werden, um die Borreliose zu behandeln (https://www.drtaniadempsey.com/post/tick-bites-what-to-do-if-you-get-bit-by-a-tick-to-test-for-lyme-disease). Wichtig bleibt, immer gemeinsam mit dem Arzt den besten Weg gemeinsam zu entscheiden.



Bei Antibiotika für Borreliose gibt es viele Optionen, bevorzugt werden Doxycyclin und Amoxicillin


Welches Antibiotikum hilft gegen Borrelien bzw. Borreliose und wie lange sollte man es nehmen?


Das RKI nennt Doxycyclin oder Amoxicillin als Therapien der ersten Wahl. Alternativen sind Cefuroximaxetil oder Azithromycin. Diese können als Tabletten eingenommen werden.


Sollte eine intravenöse Therapie nötig sein, können Ceftriaxon, Cefotaxim oder Penicillin G eingesetzt werden. Wie lange die Therapie dauert, hängt von Art, Dauer und Schwere der Erkrankung sowie dem eingesetzten Wirkstoff ab und kann zwischen 10 und 30 Tagen liegen. (https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_LymeBorreliose.html)


Die amerikanische Gesellschaft für Infektionserkrankungen rät bei einer Wanderröte zu der Einnahme von Doxycyclin, Amoxicillin oder Cefuroxim. Falls dies nicht möglich ist, ist Azithromycin eine Alternative. Die Betroffenen sollten 10 Tage lang Doxycyclin einnehmen oder 14 Tage lang Amoxicillin oder Cefuroxmin. Falls Azithromycin eingesetzt wird, beträgt die Behandlungsdauer 5-10 Tage, wobei 7 Tage empfohlen werden (https://www.idsociety.org/practice-guideline/lyme-disease/).


In Deutschland wird eine Therapie einer Borreliose mit Doxycyclin empfohlen, 200mg am Tag für 2-3 Wochen (mindestens 14 Tage). Dabei kann die 200mg-Dosis entweder einmal am Tag eingenommen werden oder zweimal am Tag 100mg (alle 12 Stunden). Eine genauere Beschreibung und weitere Hinweise findest du hier: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2017/04/13/doxycyclin-bei-borreliose/chapter:2 Übrigens kann Doxycyclin die Haut lichtempfindlich machen bzw. bei Lichtkontakt eine phototoxische Reaktion auslösen. Das hat direkt mit dem Wirkstoff zu tun und nicht mit MCAS. Gut zu wissen, falls man mit MCAS Doxycyclin einnehmen muss.



Hoffentlich kennt die Ärztin sich mit MCAS aus...


Welche der Antibiotika gegen Borreliose sind bei MCAS geeignet?


Grundsätzlich sollte eine wichtige Indikation bzw. eine begründete Entscheidung für einen gewissen antibiotischen Wirkstoff Vorfahrt haben. Antibiotika wirken nicht alle gleich, und da ist es durchaus wichtig, welcher Wirkstoff für welches Problem gewählt wird. Gibt es jedoch die Möglichkeit der Auswahl, sollte die Verträglichkeit bei MCAS (natürlich nur für MCAS-Betroffene) berücksichtigt werden. Dabei gilt natürlich immer, dass die Verträglichkeit sehr individuell ist und von Person zu Person anders ausfallen kann. Daher handelt es sich hier nur um Wahrscheinlichkeiten bzw. grobe Hinweise.



Kräuter - nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch wirksam gegen Borreliose?


Gibt es pflanzliche und natürliche Alternativen zur Behandlung von Borreliose?


Es gibt vielversprechende Hinweise auf pflanzliche Wirkstoffe, die der Wirkung der Antibiotika entsprechen oder darüber hinaus gehen. Leider wurden diese Effekte bisher nur mit in vitro-Daten, also in der Petrischale und nicht im menschlichen Körper, gezeigt. Daher ist von wissenschaftlicher Seite noch Vorsicht geboten.


Allerdings werden diese Stoffe vereinzelt auch bereits an Patienten eingesetzt. Dr. Dempsey, Expertin für Borreliose und MCAS, empfiehlt folgende natürliche Wirkstoffe gegen Borreliose (https://www.drtaniadempsey.com/post/what-to-do-if-you-find-a-tick-lyme-disease-prevention):

  • Tragant (Astragalus propinquus)

  • Cryptolepis sanguinolenta

  • Japanischer Staudenknöterich (Polygonum cuspidatum)

  • Katzenkralle (Uncaria tomentosa)

  • Einjähriger Beifuß (Artemisia annua)

Die in dieser Liste fettgedruckten Wirkstoffe wurden in wissenschaftlichen Studien (in vitro) als wirksam gegen Borrelien gezeigt (siehe unten).


Dr. Dempsey berichtet über ihr Vorgehen, dass eine solche Behandlung von Fall zu Fall ärztlich entschieden werden sollten. Falls die Testresultate eines Zeckentests ergeben, dass die Zecke tatsächlich Borrelien trägt, werden die nächsten Schritte klarer.


Während sich natürliche Mittel gegen Borreliose erst einmal fragwürdig anhören, gibt es hier doch schon mehrere wissenschaftliche Studien und Übersichtsarbeiten, die entsprechende pflanzliche Wirkstoffe gegen Borreliose getestet haben.


Diese Wirkungen wurden allerdings zunächst nur in vitro getestet, also in der Petrischale. Ihre Wirkung in einem unendlich komplexeren menschlichen Körper kann daraus nur bedingt abgeleitet werden und muss erst noch weiterhin nachgewiesen werden. In vivo-Daten sowie klinische Daten fehlen noch und müssen noch erhoben werden. Auch die Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten müssen noch erforscht werden. Hier bleibt uns aktuell nur, den Empfehlungen von Dr. Dempsey als ärztlicher Expertin auf Basis der wissenschaftlichen Daten zu vertrauen.


Wirkstoff

Studien

Wirkung gegen Borrelien gezeigt

Wirkung gegen Babesien gezeigt

Cryptolepis sanguinolenta

Thompson et al., 2023; Zhang et al., 2021; Feng et al.; 2020

Thompson et al., 2023; Feng et al.; 2020

Zhang et al., 2021

Japanischer Staudenknöterich (Polygonum cuspidatum)

Thompson et al., 2023; Zhang et al., 2021; Feng et al.; 2020

Thompson et al., 2023; Feng et al.; 2020

Zhang et al., 2021

Baikal-Helmkraut (Scutellaria baicalensis)

Thompson et al., 2023; Zhang et al., 2021; Feng et al.; 2020

Thompson et al., 2023; Feng et al.; 2020

Zhang et al., 2021

​Einjähriger Beifuß (Artemisia annua)

Thompson et al., 2023; Zhang et al., 2021; Feng et al.; 2020

Thompson et al., 2023; Feng et al.; 2020

Zhang et al., 2021

​Katzenkralle (Uncaria tomentosa)

Thompson et al., 2023; Feng et al.; 2020

Thompson et al., 2023; Feng et al.; 2020


​Oreganoöl (Origanum vulgare)

Thompson et al., 2023; Feng et al.; 2017

Thompson et al., 2023; Feng et al.; 2017

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Darüber hinaus wurden in den Studien auch weitere Stoffe untersucht, die aber jeweils nur in einer Untersuchung geprüft wurden. Folgende zeigten ebenfalls eine in vitro-Wirkung:


Gegen Babesien:

  • Alchornea cordifolia (Zhang et al., 2021)

Babesien werden ebenfalls von Zecken übertragen, sind in Deutschland aber selten. Zhang et al. (2021) schreiben abschließend: “Da die pflanzlichen Arzneimittel Cryptolepis sanguinolenta, Artemisia annua, Scutellaria baicalensis, Alchornea cordifolia und Polygonum cuspidatum bereits in der klinischen Anwendung sind, ist es auch für künftige Studien wichtig, sie direkt bei Patienten mit spezifischen klinischen Behandlungsschemata zu bewerten.“ Details gibt es hier in der Originalpublikation: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7982592/


Gegen Borrelien:

  • Thymian (Thymus vulgaris) (Thompson et al., 2023)

  • Schwarze Walnuss (Juglans nigra) (Feng et al., 2020)

  • Zistrose (Cistus incanus) (Feng et al., 2020)

  • Zimtrindenöl (Feng et al., 2020)

  • Nelkenöl (Feng et al., 2017)

  • Citronellaöl (Feng et al., 2017)

  • Wintergrünöl (Feng et al., 2017)

In der Studie von Feng et al. (2020) zeigten Cryptolepis sanguinolenta und Polygonum cuspidatum die stärkste Wirkung. Besonders spannend ist, dass die Wirkstoffe in dieser Studie mit den Antibiotika Doxycyclin und Cefuroxim verglichen wurden. Bei der in vitro-Testung vernichtete Cryptolepis sanguinolenta alle Borrelien, während Doxycyclin, Cefuroxim und andere aktive Wirkstoffe nicht dazu in der Lage waren. Details findest du in der Originalpublikation: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7050641/


Dabei zeigten Oreganoöl, Zimtrindenöl und Nelkenöl auch Wirkung gegen Borrelien in Biofilmen. Details gibt es in der Publikation von Feng et al., (2017): https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5641543/



Nicht alle Kräuter wirken gegen Borrelien - diese helfen leider nicht


Diese natürlichen Wirkstoffe zeigen keine Wirkung gegen Borrelien


Darüber hinaus wurden weitere Wirkstoffe untersucht, die aber keine Wirkung gegen Borrelien zeigten: Kalmegh (Andrographis paniculate), Tragant (Astragalus propinquus), Berberitze, chinesischer Raupenpilz (Cordyceps sinensis), Knoblauch (Allium sativum), Honduras-Stechwinde (Smilax medica), and Pfefferminze (Mentha piperita) wurden von Thompson et al. (2023) untersucht. Feng et al. (2020) prüften Stevia (Stevia rebaudiana), Kalmegh (Andrographis paniculate), Grapefruitkernextract, kolloidales Silber, Monolaurin und das antimikrobielle Peptid LL37. Diese hatten nur geringe oder keine Wirkung gegen Borrelien.


Wichtig: Da bisher noch keine wissenschaftlichen Daten für die Behandlung von Menschen mit diesen Wirkstoffen vorliegen, kann ich hier keine Anleitung oder Dosierung veröffentlichen oder empfehlen – weil es aus wissenschaftlicher Sicht einfach noch keine gibt.


Natürliche Wirkstoffe sind auch nicht harmlos, nur weil sie pflanzlich oder natürlich sind. Sie können auch Nebenwirkungen, weitere unerwünschte Wirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten aufweisen. Darauf gehen Thompson et al. (2023) in einer Tabelle ein: http://imjournal.com/pdfarticles/20-126.pdf. Bei pflanzlichen Wirkstoffen ist ebenso ein umsichtiger Einsatz geboten wie bei Medikamenten. Auch unterliegen pflanzliche Präparate, wenn sie frei verkäuflich sind, nicht so strengen Überprüfungen wie Medikamente. Gerade beim Kauf im Internet ist hier Vorsicht angesagt.



Blöd - ein Zeckenstich. Was habe ich gemacht, nachdem die Panik abgeklungen war?


Wie ich mit meinen Zeckenstichen umgegangen bin


Die folgenden Hinweise sind nicht als medizinischer Rat gedacht, sondern nur als Information, wie ich persönlich mich mit diesem Wissen und in meiner individuellen Lage entschieden habe, als ich mal einen Zeckenbiss bzw. Zeckenstich hatte.


Inzwischen habe ich in meinem Erwachsenenalter zwei Zecken gehabt. Beide Male in einer eher ungewöhnlichen Situation.


Die erste Zecke fing ich mir im Juli 2014 ein, nachdem ich in unserer Hofeinfahrt (im Vorort einer Großstadt) kleines Unkraut zwischen den Backsteinen entfernt hatte. Da hätte eigentlich keine Zecke sein sollen – war sie aber. Es war eine kleine Nymphe. Ich habe mich nicht getraut sie zu entfernen, sondern bin damit zum Arzt. Der hat sie dann entfernt. Das würde ich inzwischen nicht mehr so machen, sondern die Zecke lieber selbst entfernen und danach zum Arzt gehen, da Schnelligkeit in der Entfernung der Zecke sehr wichtig ist. Ich habe die Zecke zum Testen eingesendet und das Ergebnis war positiv für Borrelien. Da habe ich schnell gehandelt und habe mich telefonisch (es war natürlich Wochenende) mit meinem Wunsch nach einer Doxycyclin-Prophylaxe im Krankenhaus gemeldet. Die Ärztin dort war angesichts der Lage dafür, und so habe ich für 11 Tage Doxycyclin genommen. Ich entwickelte dabei die typische Lichtempfindlichkeit – und das im Juli. Aber wichtiger war mir, keine Borreliose zusätzlich zu meinem MCAS zu entwickeln! Ein späterer Bluttest auf Borrelien blieb dann negativ, das war also gut gegangen.


Die zweite Zecke hatte ich nun im Juni 2023. Ich hatte auf einer zwar gemähten, aber doch ländlichen Wiese auf einer Decke gesessen. In der Mitte. Habe noch darauf geachtet, meine Hosenbeine abzusuchen, aber es hat nichts geholfen: Zwei Stunden später entdeckte ich an mir eine Zecke, die mich bereits gestochen hatte. Gemerkt habe ich die gar nicht, aber ich habe mich nach Zecken abgesucht und sie dabei entdeckt. Ich habe sie sofort entfernt und so schnell wie möglich zum Testen geschickt. Auch diese Zecke war positiv auf Borrelien. Da dieser Stich unterwegs im Ausland passiert ist (und natürlich auch am Wochenende und direkt vor der Weiterreise), hatte ich hier weniger Zugriff auf medizinische Einrichtungen. Anhand vieler Faktoren in dieser besonderen Situation musste ich mich erst einmal mit „abwarten und beobachten“ begnügen. Also schaue ich mir täglich den Stich an und mache Bilder, um eventuelle Entwicklungen nachvollziehen zu können. Wenn ich wieder zu Hause bin und ein paar Wochen vergangen sind, werde ich einen Bluttest auf Borrelien machen lassen und dann weitersehen. Sollte eine Borreliose im Raum stehen, werde ich mich vermutlich wieder für Doxycyclin entscheiden und es gegebenenfalls mit den pflanzlichen Wirkstoffen kombinieren.


Hier ist die wichtige Info, aber entscheiden solltest du deinen Weg gemeinsam mit deiner Ärztin


Ein wichtiger Hinweis


Dieser Artikel spiegelt meine eigenen Erfahrungen und das dazu gesammelte wissenschaftliche Material wider. Die Erkenntnisse rund um Zecken, Zeckenbisse bzw. Zeckenstiche ist sehr umfangreich, vielfältig und teilweise heiß diskutiert. Der Artikel erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit.


Es ist daher entscheidend, dass du diese Informationen nur zur Übersicht nutzt und alle Entscheidungen gemeinsam mit deinem Arzt oder deiner Ärztin triffst. Die Behandlung von Zeckenbissen bzw. Zeckenstichen ist eine komplexe Angelegenheit und die Details hängen von vielen Faktoren ab. Diese Vielschichtigkeit kann ein Blogartikel nicht abdecken. Dazu ist der Kontakt mit medizinischem Fachpersonal nötig.



Falls du Lust hast, mehr über MCAS zu lesen, empfehle ich dir mein E-Book zu den Diagnosekriterien! Diese Diskussion ist leider, wie alles rund um MCAS sehr komplex. Um hier für mehr Durchblick zu sorgen, habe ich die Erkenntnisse aus 21 wissenschaftlichen Originalquellen aus den letzten 12 Jahren in einem handlichen, kurzen E-Book zusammengefasst - und anders als die wissenschaftlichen Paper ist das E-Book natürlich auf Deutsch! Hier kannst du es kaufen: https://elopage.com/s/mastzellenhilfe/ebook-diagnosekriterien-fachpersonal


Falls du erst einmal hineinschauen möchtest, findest du dort auch eine Übersicht über die im Buch behandelten Themen sowie eine kurze Leseprobe.


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Ich wünsche dir einen schönen und hoffentlich zeckenfreien Sommer!


Dr. Nina Kreddig


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