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MCAS und COVID-19: Empfehlungen für Patienten mit Mastzellerkrankungen - Teil 4

Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 bewegt uns und die ganze Welt nun schon seit Monaten. Viele Menschen mit chronischen Erkrankungen, darunter auch das Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS), fragen sich zunehmend, wie gefährdet sie hinsichtlich COVID-19 sind. Einige dieser Fragen wird diese Blogreihe zu Mastzellen, MCAS und COVID-19 beleuchten, die mit diesem Post in die vierte und letzte Runde geht.



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Medikamente


Im vorangegangenen dritten Teil der Blogreihe zu Mastzellen, MCAS und COVID-19 ging es um Medikamente, die häufig im Arzneischrank von Menschen mit Mastzellerkrankungen zu finden sind: Antihistaminika, Mastzellstabiilsatoren, Flavonoide und die Vitamine C und D. In diesem vierten Teil möchte ich daher zunächst dieses Thema mit zwei weiteren Medikamentengruppen abschließen, die als "ernstere" Medikamente bekannt sind: Glukokortikoide und monoklonale Antikörper. Im Anschluss daran beschäftigt sich der heutige Blogpost mit weiteren hilfreichen Empfehlungen für Menschen mit MCAS im Zusammenhang mit COVID-19.



Glukokortokoide

Glukokortikoide sind Steroidhormone mit unter anderem antientzündlicher und immununterdrückender Wirkung. Dazu gehören z.B. Cortisol, Cortison, Prednisolon und Dexamethason. Besonders Dexamethason wurde in der wissenschaftlichen Literatur zu Mastzellen, MCAS und COVID-19 diskutiert. Dexamethason ist ein Breitspektrum-Immunsuppressor und deutlich länger und stärker aktiv als Kortison. Dexamethason verringert schädliche Effekte der Zytokine, aber auch schützende Funktionen des Immunsystems. Daher sieht Theoharides (5) Dexamethason als kurzfristig hilfreich bei Patienten in der Beatmung, aber langfristig als gefährlich: Wird das Immunsystem zu stark unterdrückt, kann es das Virus nicht ausreichend abwehren.


Theoharides empfiehlt stattdessen, Dexamethason nur kurzfristig einzusetzen, und dann auf vernebeltes Triamcinolon umzusteigen, konzentriert nur auf die Lunge. Sobald die Patienten das Krankenhaus verlassen, könnten ihnen Antizytokine gegeben werden, wie z.B. Anti-IL-6 oder Hemmer anderer IL-1-Verwandten. Kortikosteroide sollten nach Theoharides (5) zusammen mit Luteolin gegeben werden, aufgrund seiner antientzündlichen und antiviralen Eigenschaften, und besonders seiner Fähigkeit, Mastzellen zu hemmen. Diese sind die Hauptquelle für Zytokine in der Lunge (5).


Valent und Kollegen (6) empfehlen speziell für Menschen mit Mastozytose, Therapien mit Glukokortikoiden während einer COVID-19-Erkrankung zu reduzieren oder wenn möglich zu verschieben. Wichtig ist hierbei eine fallweise, individuelle Abstimmung mit dem behandelnden Arzt, da viele Aspekte in diese Entscheidung mit einfließen. Dazu gehört auch die Schwere der vorliegenden COVID-19-Erkrankung und die Aggressivität der Mastozytose.



Monoklonale Antikörper

Monoklonale Antikörper sind Proteine, die spezifische Eiweißstoffe erkennen und binden. Bei COVID-19 zeigte sich Tocilizumab als hilfreich. Es bindet an IL-6-Rezeptoren und verhindert damit die Aktivierung durch IL-6, welches eine wichtige Rolle in schweren Verläufen von COVID-19 spielt. Dies wird besonders im späteren Verlauf von COVID-19 eingesetzt, um die überschießende Entzündung zu reduzieren, bevor sie in tödlichem Multiorganversagen resultiert (4).


Es wird allerdings argumentiert, dass es besser sein könnte, antientzündliche Medikamente zu geben, bevor schwere Symptome auftreten. Die Nutzung von Tocilizumab und Kortikosteroiden wird für frühe Phasen allerdings nicht empfohlen. Zum einen weisen diese Wirkstoffe kein ausreichend gutes Sicherheits- und Kostenprofil auf, und zum anderen haben sie eine immununterdrückende Wirkung. Das Immunsystem wird allerdings gebraucht, um die Infektion zu bekämpfen (4).


Auch Dr. Afrin sagt dazu in seinem Statement, dass Tocilizumab eine gute Wahl sein kann, wenn der Patient an der Schwelle zum Tod steht, unabhängig davon, ob bei dem Patienten eine Mastzellerkrankung vermutet wird oder nicht. Die IL-1-Inhibitoren (z.B. Anakinra, Canakinumab) und der monoklonale Anti-IL-4/IL-13-Antikörper Dupilumab könnten ebenfalls Medikamente sein, die man seiner Meinung nach in diesen Fällen versuchen sollte. Dr. Afrin hat allerdings keine großen Erwartungen, dass der monoklonale Anti-IgE-Antikörper Omalizumab (Xolair) bei COVID-19/Mastzellerkrankungen eine große Hilfe sein könnte (1).


Können Medikamente in der COVID-19-Behandlung MCAS verschlimmern? Vertragen MCAS-Patienten diese Medikamente?


Zu diesen wichtigen Fragen gibt es leider noch keine Daten. Valent und Kollegen (6) schreiben, dass es aktuell keine Hinweise darauf gibt, dass antivirale Wirkstoffe wie Remdesivir, Ritonavir und andere MCAS auslösen oder verschlimmern. Unverträglichkeitsreaktionen könnten jedoch bei einigen antiviralen oder antientzündlichen Medikamenten vorkommen.


Auch Dr. Afrin hat sich in seinem Statement (1) der Frage angenommen, ob viele MCAS-Patienten schlecht auf neue Medikamente reagieren. Dies ist seiner Meinung nach eine falsche Annahme oder ein Missverständnis. Da angenommen wird, dass bis zu 17% der Bevölkerung von MCAS betroffen sind, so wird deutlich, dass die meisten Betroffenen neue Medikamente gut vertragen. Relativ gesehen haben Patienten mit einer Mastzellerkrankung zwar häufiger als Gesunde eine unerwünschte Reaktion auf Medikamente, die sie neu ausprobieren. Es gibt dazu allerdings noch keine Studien mit belastbaren Daten. Dennoch hält er die Aussage, dass grundsätzlich "Mastzellpatienten dazu neigen, schlecht auf neue Medikamente zu reagieren", für nicht korrekt. Es ist eine Minderheit der Patienten mit Mastzellerkrankungen, die dies betrifft (1). Wichtig ist auch, zu beachten, dass es sich bei den unerwünschten Reaktionen meistens eher um Reaktionen auf einen der Hilfsstoffe oder Füllstoffe handelt, und weniger auf den tatsächlichen Wirkstoff. In diesem Fall sind andere Rezepturen auszuprobieren, die andere oder keine Füllstoffe enthalten.




Weitere Empfehlungen


In den wissenschaftlichen Publikationen zu den bisher besprochenen Medikamenten finden sich zahlreiche zusätzliche Empfehlungen. Diese möchte ich hier kurz überblicksartig anreißen. Es versteht sich natürlich auch hier, dass diese Hinweise rein informativen Charakter haben, und nicht zur eigenständigen Änderung der Medikation dienen! Wenn du glaubst, dass eines dieser Medikamente für dich sinnvoll sein könnte, besprich dies bitte mit deinem Arzt!


Medikamente

  • Statine könnten bei einer COVID-19-Infektion genutzt werden. Sie besitzen antientzündliche, immunmodulierende und mastzellstabilisierende Eigenschaften (4).

  • Antientzündliche Zytokine könnten eine Rolle in der Behandlung von COVID-19 spielen (2, 3, 5).

Bestehende Behandlungen

  • Grundsätzlich sollten Patienten mit Mastzellerkrankungen, also sowohl MCAS als auch Mastozytose, den normalen, lokalen Richtlinien folgen (6).

  • Bestehende Behandlungen wie Medikamente gegen Mastzellbotenstoffe, Immuntherapie auf Insektengifte oder Vitamin D sollten bei einer COVID-19-Infektion beibehalten werden (6).

  • Alle Patienten mit Mastozytose sollten weiterhin ihre Anti-Mediator-Medikamente einnehmen, Bisphosphonate, und KIT-Kinase-Blocker. Andere Wirkstoffe sollten mit Vorsicht und auf Basis der Schwere von COVID-19, der Aggressivität der Mastozytose und der allgemeinen Situation angewandt werden. Wenn möglich, sollten Glukokortikoide oder zellreduzierende Therapien reduziert oder verschoben werden. Es gibt aber auch hier noch keine Daten. Die Behandlung mit Chemotherapie oder Immunsuppressiva sollte daher während der COVID-19-Erkrankung fallweise abgestimmt werden (6).

Empfehlungen für Menschen mit Mastzellerkrankungen, die an COVID-19 erkrankt sind, von Dr. Valent und Kollegen (6):

  • Den aktuellen und lokalen Richtlinien folgen.

  • Sobald die Infektion mit SARS-CoV-2 bestätigt ist, sollten die Patienten nach den üblichen, lokalen Richtlinien behandelt werden, mit der Anmerkung, dass die Patienten eventuell Unverträglichkeitsreaktionen bei einigen antiviralen oder antientzündlichen Medikamenten zeigen könnten.

  • Situationen mit hohem Ansteckungspotenzial vermeiden.

  • Situationen, die mit dem Risiko eines schweren Verlaufs assoziiert sind, vermeiden, falls möglich (z.B. Vermeidung immunsuppressiver Wirkstoffe, stark zellreduzierender Therapien oder lymphozytenreduzierender Wirkstoffe wie z.B. Rituximab, Alemtuzumab, Cladribine).

  • Bei manchen Patienten mit Mastozytose oder MCAS, die unter akuter Anaphylaxie leiden, werden möglicherweise Glukokortikoide verschrieben. Bei Betroffenen mit hoch dosierter Glukokortikoid-Therapie könnte es sinnvoll sein, zu Omalizumab (anti-IgE) zu wechseln und die Kortikosteroiddosis zu verringern, zumindest bis ein wirksames Medikament oder eine Impfung gegen COVID-19 verfügbar ist.

  • Patienten mit Mastozytose früh auf COVID-19 testen zu lassen, und diese bei fortschreitender Erkrankung oder bei Notwendigkeit antiviraler Medikamente in ein Krankenhaus einzuweisen, um Unverträglichkeitsreaktionen wie z.B. anaphylaktische Schocks besser auffangen zu können und die Progression der Krankheit besser im Blick zu behalten.

  • Asymptomatische COVID-19 Patienten sollten zu Hause bleiben und Kontakt mit den behandelnden Ärzten halten.

  • In ihrem Paper schließen Valent et al. (6) eine Tabelle mit Empfehlungen für die verschiedenen Formen der Mastozytose ein. Diese Tabelle findest du in der Publikation, die in "Quellen und Literatur" am Ende dieses Blogposts unter der Nummer 6 verlinkt ist. Bei Bedarf hilft deepl.com bei der Übersetzung aus dem Englischen.




Vorschläge zur Behandlung von COVID-19 von Dr. Afrin


Dr. Afrin hat ein Statement (1) zu Mastzellen, MCAS und COVID-19 geschrieben und auf der Webseite seiner Praxispartnerin Dr. Dempsey veröffentlicht. Dieses Statement ist sehr lang und enthält extrem viele wertvolle Informationen über Dr. Afrins vorgeschlagenes Vorgehen im Falle einer COVID-19-Erkrankung. Als langjähriger Mastzellexperte und MCAS-Pionier ist seine Expertise besonders wichtig und hilfreich. Es handelt sich dabei allerdings um keine wissenschaftliche Publikation mit den nötigen Prüfverfahren. Daher möchte ich hier gesondert auf sein Statement eingehen, und die wichtigsten Punkte daraus zusammenfassen. In seinem Statement selbst geht er sehr ausführlich auf diverse Medikamente ein. Daher rate ich, für diese Dosierungsempfehlungen das Originalstatement zu lesen. Dies empfiehlt sich vor allem als Ideenquelle für behandelnde Mediziner, und nicht als persönliche Anleitung für eine selbsttätige Änderung der eigenen Medikation!


Die nun folgenden Empfehlungen beziehen sich auf das Statement (1) von Dr. Afrin zu Mastzellen, MCAS und COVID-19.


Grundsätzlich empfiehlt Dr. Afrin als sinnvolle Medikation für COVID-19-Patienten mit bekannter oder zumindest stark vermuteter Mastzellerkrankung die Einleitung einer Therapie mit einer mindestens zweimal täglichen Gabe eines H1- und eines H2-Antihistaminikums. Zusätzlich können ein Benzodiazepin, Cromoglicinsäure, Ketotifen, Leukotrien-Blocker, Flavonoide, die Vitamine C und D, Cannabidiol (CBD) und/oder (bei Verträglichkeit) ein NSAR wie Aspirin oder Ibuprofen in Betracht gezogen werden. Es könnten mit einer angemessenen Überwachung auch entzündungshemmende Antibiotika genutzt werden. Sprechen Patienten nicht auf diese Behandlungsmöglichkeiten an, nennt Dr. Afrin weitere Behandlungsmöglichkeiten (1).


Dabei sollte bei einem COVID-19-Patienten mit einer Mastzellerkrankung nicht notwendigerweise mit allen dieser Behandlungen begonnen werden, sondern mit einer angemessenen Auswahl. Die COVID-19-Behandlung jedes Patienten mit bekanntem oder vermutetem MCAS sollte das MCAS berücksichtigen. Die Behandlung sollte spezifisch und personalisiert auf den individuellen Patienten zugeschnitten sein.



Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung von COVID-19 bei Patienten mit Mastzellerkrankungen

Dr. Afrin geht auf zahlreiche weitere Medikamente ein, die außerhalb der bereits vorgeschlagenen "Basis-Therapie" mit Antihistaminika, Mastzellstabilisatoren und Flavonoiden bei MCAS-Patienten hilfreich sein können. Diese könnten seiner Meinung nach auch bei COVID-19 helfen, die überschießende Entzündung einzudämmen. Der Umfang der Möglichkeiten, die Dr. Afrin anspricht, sprengt diesen Blogpost. Der Vollständigkeit halber möchte ich diese aber wenigstens kurz anreißen, und empfehle bei Interesse, Dr. Afrins Statement (1) zu lesen. Bei Bedarf hilft deepl.com bei der Übersetzung aus dem Englischen.


  1. Benzodiazepine wirken auch auf die Mastzellen. Dr. Afrin hält es für vernünftig, einen mäßig kranken COVID-19/Mastzellpatienten mit einer regelmäßigen Gabe eines Benzodiazepins zu behandeln, zusätzlich zu den H1- und H2-Antihistaminika. Er detailliert die genaue Dosierung und die möglichen Wirkstoffe in seinem Post.

  2. Nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAR, z.B. Aspirin und Ibuprofen) sind bei vielen Patienten mit Mastzellerkrankungen hilfreich, lösen aber bei einer Minderheit dieser Patienten unerwünschte Reaktionen aus. Daher sollten NSAR bei COVID-19 und MCAS nur dann eingesetzt werden, wenn bekannt ist, dass der Patient sie verträgt. Verträgt er sie, sind sie eine gute Option gegen die überschießende Entzündung. Normalerweise bevorzugt Dr. Afrin Aspirin bei Mastzellpatienten, aber da Gerinnungsprobleme im Zusammenhang mit COVID-19 bekannt geworden sind, hält er Ibuprofen oder Ketorolac für sinnvoller. Natürlich muss die Nierenfunktion bei Patienten, die über einen längeren Zeitraum hochdosierte NSAR einnehmen, überwacht werden.

  3. Die Blockierung von Leukotrienrezeptoren mit Montelukast oder Zafirlukast kann ein vernünftiger Versuch sein. Dr. Afrin merkt an, dass das Ausbleiben des Ansprechens auf ein Medikament dieser Klasse nichts über die Wahrscheinlichkeit aussagt, auf ein anderes Medikament dieser Klasse anzusprechen oder nicht anzusprechen (so verhält es sich auch bei den H1- und H2-Antihistaminika sowie Benzodiazepinen). Über Dosierungen und Risiken schreibt er ausführlich in seinem Post.

  4. Cannabinoide können bei einigen Mastzellpatienten helfen. Dabei ist antientzündliches Cannabidiol (CBD) dem "high" machenden Tetrahydrocannabinol (THC) vorzuziehen. Erfahrungswerte zur Dosierung finden sich in Dr. Afrins Post.

  5. Einige der JAK1-Inhibitoren scheinen zumindest bei einigen Patienten mit Mastzellerkrankungen hilfreich zu sein. Diese Medikamente könnten auch bei überschießender Entzündung oder dem Makrophagen-Aktivierungssyndrom (MAS) helfen, und befinden sich aktuell in klinischen Studien an COVID-19-Patienten. Dr. Afrin empfiehlt aus seiner Erfahrung einen Versuch mit einem JAK-1-Inhibitor bei schwerkranken COVID-19/Mastzellpatienten. Genauere Wirkstoffempfehlungen sowie Anleitungen zur Dosierung gibt er in seinem Statement.

  6. KIT-Inhibitoren wie Imatinib wirken bei einigen MCAS-Patienten sehr gut. Bei Mastozytose ist dies, abhängig von der D816V-Mutation, allerdings selten der Fall. Dr. Afrin diskutiert mehrere KIT-Inhibitoren, sagt aber, dass aktuell im Grunde genommen nur Imatinib erwogen werden könnte, um bei COVID-19 eingesetzt zu werden.

  7. Bei Anomalien im Gerinnungssystem von COVID-19-Patienten, welche häufig berichtet wurden, empfiehlt Dr. Afrin zunächst die Therapie mit H1- und H2-Antihistaminka und Benzodiazepinen. Bringen diese keinen ausreichenden akuten Nutzen, könnten Fibrinolyse-Inhibitoren versucht werden. Es ist unklar, ob das Heparin-Gegenmittel Protamin helfen könnte. Wird eine exzessive Gerinnung festgestellt, dann müssen entzündungshemmende und antithrombotische Behandlungen in Betracht gezogen werden. Hier ist bei Mastzellerkrankungen auf Autoimmunerkrankungen in Zusammenhang mit Anti-Phospholipid-Antikörpern zu achten.

  8. Im Falle von Nierenschäden im Zusammenhang mit COVID-19 empfiehlt Dr. Afrin Pentosan (Pentosanpolysulfat-Natrium) für die Behandlung von Patienten mit COVID-19 und einer Mastzellerkrankung. Besonders bei "mysteriösen" Nieren- und Harnleiterproblemen oder Zysten, die auf andere mastzellspezifische Behandlungen nicht ansprechen. Details und Warnungen dazu in seinem Post.

  9. Viele Antibiotika besitzen entzündungshemmende Eigenschaften, unabhängig von ihrer antibiotischen Wirkung. Diese Effekte werden oft unterschätzt oder sind unbekannt. Dr. Afrin würde diese entzündungshemmenden Antibiotika zur Kontrolle der überschießenden Entzündung grundsätzlich einsetzen - vorzugsweise die besser verträglichen. Dies gilt, schreibt er, unabhängig davon, ob eine Mastzellerkrankung vorliegt oder nicht.

  10. Zuletzt spricht er – zögerlich, aufgrund der Kontroverse – Hydroxychloroquin an. Es habe sich bei einigen Mastzellpatienten als hilfreich erwiesen, es sollte jedoch selbstverständlich sein, dass der Gebrauch dieses Medikaments genau überwacht werden sollte. Im Allgemeinen scheint Hydroxychloroquin bei COVID-19 allerdings keine Wirkung zu haben.

  11. Dr. Afrin hält es auch für möglich, dass der schwere Verlauf von COVID-19 durch ein Makrophagen-Aktivierungssyndrom (MAS) bedingt wird, das entweder direkt durch das Virus und/oder durch verschlimmerte Mastzellerkrankung ausgelöst wird. Daher hält er es für vernünftig, auch Behandlungen zu versuchen, die auf MAS abzielen. Auch dazu äußert er sich im Detail in seinem Post.



Wenn ich ins Krankenhaus muss, wie erkläre ich den Ärzten, dass ich MCAS habe, und was das bedeutet?

Da viele Ärzte noch nie etwas von MCAS gehört haben, rät Dr. Afrin dazu, dem Arzt mitzuteilen, dass man seit langem einen chronischen Zustand hat, in dem seine Mastzellen übermäßig aktiviert sind. Diese verursachen eine breite, multisystemische Palette von entzündlichen und allergischen Problemen, daher ist es leicht möglich, dass die Entzündungsreaktion auf das Coronavirus im Körper dieser Person noch stärker ausgeprägt ist als eine gewöhnliche Entzündungsreaktion auf ein Virus.


Falls eine ungewöhnlich starke und schwer kontrollierbare Entzündung auftritt, dann sollten die Ärzte schnell Versuche mit Medikamenten am Patienten erwägen, die auf die Unterdrückung der Mastzellenaktivierung abzielen. Dies sind: z.B. sowohl H1- als auch H2-Antihistaminika, Leukotrieninhibitoren, Mastzellstabilisatoren wie Cromoglicinsäure (insbesondere vernebelte Cromoglicinsäure, wenn Atemwegsprobleme signifikant werden) oder Ketotifen und Quercetin sowie u.a. Luteolin und Cannabidiol, nichtsteroidale Antirheumatika (Ausnahme: es besteht eine Unverträglichkeit), Vitamin C, Vitamin D, Benzodiazepine und andere auf Mastzellen zielende Medikamente. In schweren Fällen könnten auch bestimmte entzündungshemmende Medikamente wie JAK-Inhibitoren und Interleukin-6-Antagonisten und Interleukin-1-Antagonisten sinnvoll sein. Wie im Allgemeinen bei MCAS-Patienten muss auch bei COVID-19-infizierten MCAS-Patienten eine Anleitung für das MCAS-Management auf individueller Basis gegeben werden (1).


Bei einigen MCAS-Patienten besteht außerdem das Risiko unerwünschte Reaktionen auf einige der Medikamente in der COVID-19-Behandlung (1).



Mein Gesamtfazit: Das zeigen die Ergebnisse der Blogreihe zu Mastzellen, MCAS und COVID-19


Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 ist zweifelsfrei eine ernstzunehmende Erkrankung. Jedoch bemerken viele Menschen ihre Infektion gar nicht oder haben nur leichte Symptome. Nur eine kleine Minderheit erkrankt schwer oder sogar lebensgefährlich. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Infektion mit dem Virus allein nicht ausreicht, um gefährlich zu sein. Welche Faktoren bestimmen also zusätzlich, wie schwer die Erkrankung bei einem Menschen verläuft?


Die Infektion mit dem Virus allein reicht nicht aus, um gefährlich zu sein. Welche Faktoren bestimmen zusätzlich, wann COVID-19 schwer verläuft?

Es sind bereits einige Risikofaktoren bekannt, z.B. ein höheres Alter und gewisse Vorerkrankungen. Auch Mastzellerkrankungen scheinen sich hier einzureihen. Mastzellen sind maßgeblich an der überschießenden Entzündungsreaktion des Körpers beteiligt, die ein zentrales (und mitunter tödliches) Problem in den schweren Verläufen von COVID-19 darstellt.


Dabei erscheinen Menschen mit Mastzellerkrankungen nur unter speziellen Umständen (wie beispielsweise einer Immunschwäche, oder bei der Einnahme von immununterdrückenden Medikamenten) ein höheres Risiko einer Ansteckung mit COVID-19 zu besitzen. Es scheint allerdings plausibel, dass sie ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 aufweisen könnten.


Die Mastzellen scheinen hier eine Doppelrolle einzunehmen: Zum einen helfen sie zu Beginn der Infektion mit dem neuen Coronavirus, diese zu bekämpfen. In einem fortgeschrittenen Stadium der COVID-19-Erkrankung könnten sie jedoch schwere Verläufe praktisch "anheizen". Aktivierte Mastzellen können schnell mit einer überschießenden Entzündung reagieren und diese entfachen, aufrechterhalten und potenzieren, und dies ist auch eines der zentralen Probleme bei schweren Verläufen von COVID-19. Möglicherweise liegt in der Mastzellaktivierung und der überschießenden Immunantwort der Übergang von einer SARS-CoV-2-Infektion mit milden oder fehlenden Symptomen zu einer COVID-19-Erkrankung mit schwerem Verlauf.


Die Mastzellen nehmen eine Doppelrolle ein: Zu Beginn der Infektion helfen sie, diese zu bekämpfen. In einem fortgeschrittenen Stadium könnten sie jedoch schwere Verläufe praktisch "anheizen".

Der aktuelle Kenntnisstand scheint darauf hinzuweisen, dass diese von Mastzellen abhängigen Mechanismen auch bei vielen Menschen, die noch nie etwas von MCAS gehört haben, eine wichtige Rolle spielen. Bei einer angenommenen Häufigkeit von 17% von MCAS in der deutschen Bevölkerung wäre dies sogar naheliegend. Das hört sich zunächst schlimm an, enthält aber eine sehr gute Nachricht! Es könnte bedeuten, dass auch bei ihnen Medikamente, die die Mastzellen stabilisieren und die Wirkung der Mastzellbotenstoffe reduzieren, eine positive Wirkung auf den Verlauf von COVID-19 haben könnten. Darauf weisen einige Publikationen bereits hin. Dabei gilt: Je früher die Maßnahmen ergriffen werden, desto "harmloser" können die ausgewählten Medikamente sein. So bieten sich zu Beginn der Infektion Antihistaminika (H1- und H2-Blocker), Mastzellstabilisatoren, Flavonoide, Vitamin C und Vitamin D an. Bei fortgeschrittener COVID-19-Erkrankung mit heftigen Entzündungsreaktionen können "ernstere" Medikamente wie Glukokortikoide oder bestimmte monoklonale Antikörper in Betracht gezogen werden, um die Entzündung in den Griff zu bekommen. Diese Behandlung bietet sich auch für Menschen mit bekannter oder vermuteter Mastzellaktivierung an.


Je früher die Maßnahmen ergriffen werden, desto "harmloser" können die ausgewählten Medikamente sein.

Aktuell ist nicht bekannt, dass Medikamente, die gegen COVID-19 eingesetzt werden, eine bestehende Mastzellerkrankung verschlechtern können. Es besteht allerdings bei einigen Patienten mit Mastzellerkrankungen das Risiko von Unverträglichkeitsreaktionen auf gewisse Medikamente. Diese betreffen allerdings häufiger die eingesetzten Füll- und Hilfsstoffe, und seltener den tatsächlichen Wirkstoff. Grundsätzlich wird Menschen mit Mastzellerkrankungen empfohlen, sich an die örtlichen Richtlinien zu COVID-19 zu halten, sich mit Maske und Handhygiene etc. zu schützen, und Situationen mit einem hohem Ansteckungspotenzial zu vermeiden. Bei Patienten mit Mastozytose sollte bei einer Infektion mit dem SARS-CoV-2 die Krankheitsprogression eng überwacht werden, gegebenenfalls auch im Krankenhaus. Asymptomatische Patienten sollten zu Hause bleiben und Kontakt mit ihren behandelnden Ärzten halten.


Sobald eine nach allen wissenschaftlichen und medizinischen Regeln geprüfte und zugelassene Impfung verfügbar ist, wird diese für Patienten mit Mastzellerkrankungen einhellig empfohlen. Obwohl einige wenige Betroffene ein erhöhtes Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen einer Impfung aufweisen könnten, vertragen die allermeisten Menschen mit Mastzellerkrankungen Impfungen gut. Zudem stellen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 und die daraus resultierende Erkrankung COVID-19, zusammen mit den immer häufiger beobachteten Folgeschäden, weitaus größere Risiken dar.


Sobald eine sichere Impfung verfügbar ist, wird diese für Patienten mit Mastzellerkrankungen empfohlen.

Wichtige Hinweise

Dieser Post enthält medizinische Informationen, auch über Medikamente. Diese Informationen sind keinesfalls dazu gedacht, selbsttätig deine Medikation zu ändern. Sprich immer mit deinem Arzt über eventuelle Anpassungen deiner Medikation. Ein Blogpost kann und will keinen medizinischen Rat ersetzen. Er dient ausschließlich der Information über den gegenwärtigen Kenntnisstand. Die enthaltenen Informationen über Behandlungsmöglichkeiten im Falle einer COVID-19-Erkrankung bei MCAS sind ausschließlich als Ratgeber zu verstehen, der sich an Ärzte wendet und den Patienten mit ihren Ärzten besprechen können. Setze bitte auf keinen Fall verschriebene Medikamente ab, nehme nicht eigenständig neue Medikamente ein, und ändere bitte nicht eigenständig deine Medikation! Sprich immer mit einem Arzt über eventuelle Änderungen, besonders dann, wenn du möglicherweise an COVID-19 erkrankt bist.


Dieser Blogpost beschäftigt sich mit der möglichen Wirkung von Mastzellmedikamenten bei COVID-19. Der Text konzentriert sich auf Wirkstoffe, die sowohl bei COVID-19 als auch in Mastzellerkrankungen hilfreich sein können. Dieser Post versteht sich daher nicht als komplette Auflistung aller bei COVID-19 hilfreichen Stoffe.



Weitere interessante Publikationen


Bei Bedarf hilft deepl.com mit der Übersetzung.




Glossar

  • ARDS: Acute Respiratory Distress Syndrome, entspricht akutem Lungenversagen

  • COVID-19: COrona VIrus Disease, Coronaviruskrankheit

  • Flavonoide: Flavonoide sind pflanzliche Stoffe, die auch in der Nahrung vorkommen. Viele Flavonoide besitzen antioxidative Wirkung, die medizinisch genutzt werden kann.

  • H1-Blocker: H1-Antihistaminika heben die Wirkung von Histamin am H1-Rezeptor auf. Sie werden bei allen Erkrankungen eingesetzt, die auf einer Freisetzung von Histamin beruhen.

  • H2-Blocker: H2-Antihistaminika heben die Wirkung von Histamin am H2-Rezeptor auf. Haupteinsatzgebiete der H2-Rezeptor-Antagonisten sind Magenerkrankungen.

  • IL-1: Interleukin-1, ein Zytokin. Kann Mastzellen aktivieren.

  • IL-6: Interleukin-6, ein entzündungsförderndes Zytokin. Wird auch in den Mastzellen produziert.

  • IL-8: Interleukin-8, ein Zytokin und Entzündungsmediator. Wird auch in den Mastzellen produziert.

  • MAS: Makrophagen-Aktivierungs-Syndrom

  • MCAS: Mastzellenaktivierungssyndrom

  • SARS-CoV-2: "Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus-2", zu Deutsch "schweres akutes Atemwegssyndrom Coronavirus 2"

Quellen und Literatur


  1. Afrin (2020), Statement. https://www.drtaniadempsey.com/post/mast-cell-activation-syndrome-mcas-covid-19-coronavirus, veröffentlicht am 7. Mai 2020, Zugriff am 27. Juli 2020

  2. Kritas SK, Ronconi G, Caraffa A, Gallenga CE, Ross R, Conti P (2020). Mast cells contribute to coronavirus-induced inflammation: new anti-inflammatory strategy. Journal of Biological Regulators & Homeostatic Agents. 2020 Feb 4;34(1). doi: 10.23812/20-Editorial-Kritas. Volltext frei verfügbar: https://www.biolifesas.org/biolife/2020/02/04/mast-cells-contribute-to-coronavirus-induced-inflammation-new-anti-inflammatory-strategy/

  3. Ronconi G, Teté G, Kritas SK, Gallenga CE, Caraffa Al, Ross R, Conti P (2020). SARS-CoV-2, which induces COVID-19, causes kawasaki-like disease in children: role of pro-inflammatory and anti-inflammatory cytokines. Journal of Biological Regulators and Homeostatic Agents, 34(3). doi: 10.23812/EDITORIAL-RONCONI-E-59. Volltext frei verfügbar: https://www.biolifesas.org/biolife/2020/06/01/sars-cov-2-which-induces-covid-19-causes-kawasaki-like-disease-in-children-role-of-pro-inflammatory-and-anti-inflammatory-cytokines/

  4. Sestili P, Stocchi V (2020). Repositioning Chromones for Early Anti-inflammatory Treatment of COVID-19. Frontiers in Pharmacology, 11:854. doi: 10.3389/fphar.2020.00854. Volltext frei verfügbar: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7289983/

  5. Theoharides TC (2020). COVID-19, pulmonary mast cells, cytokine storms, and beneficial actions of luteolin. Biofactors, 46(3):306-308. doi: 10.1002/biof.1633. Volltext frei verfügbar: https://iubmb.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/biof.1633

  6. Valent P, Akin C, Bonadonna P, Brockow K, Niedoszytko M, Nedoszytko B, Butterfield JH, Alvarez-Twose I, Sotlar K, Schwaab J, Jawhar M, Reiter A, Castells M, Sperr WR, Kluin-Nelemans HC, Hermine O, Gotlib J, Zanotti R, Broesby-Olsen S, Horny HP, Triggiani M, Siebenhaar F, Orfao A, Metcalfe DD, Arock M, Hartmann K (2020). Risk and Management of Patients with Mastocytosis and MCAS in the SARS-CoV-2 (COVID-19) Pandemic: Expert Opinions. Journal of Allergy and Clinical Immunology. Jun 16:S0091-6749(20)30839-3. doi: 10.1016/j.jaci.2020.06.009. Online ahead of print. Volltext frei verfügbar: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7297685/

  7. Gelbe Liste: Glukokortikoide. https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffgruppen/glukokortikoide Abgerufen am 27.08.2020

  8. Gelbe Liste: Tocilizumab. https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Tocilizumab_50563 Abgerufen am 27.08.2020

  9. Gelbe Liste: Monoklonale Antikörper. https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffgruppen/monoklonale-antikoerper Abgerufen am 27.08.2020

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