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Die Unterschiedlichkeit der Symptome der Mastzellaktivierung

Auf den ersten Blick erscheint es eventuell merkwürdig, dass MCAS mit so vielen, und so unspezifischen Symptomen einhergehen und nicht nur zwischen verschiedenen Personen völlig gegensätzliche Symptome hervorrufen kann (beispielsweise zu viele oder zu wenige rote Blutkörperchen (18)), sondern mitunter auch innerhalb einer Person (Verstopfung und Durchfall wechseln sich ab (1,3)). Bei einer näheren Untersuchung dieses Themas ergeben sich jedoch mehrere Erklärungen für diesen Umstand, der im klinischen Kontext regelhaft beobachtet werden kann.

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Einige Theorien werden im Folgenden näher vorgestellt. Diese Punkte erheben natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

1. Über 1000 Botenstoffe der Mastzellen

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Mastzellen funktionieren als Wächter des Immunsystems im Körper und können ultraschnell

MCAS kann nicht nur zwischen verschiedenen Personen gegensätzliche Symptome hervorrufen, sondern auch innerhalb einer Person 

auf Angriffe und Verletzungen reagieren. Mastzellen können durch ihre über 1000 Botenstoffe (19) mit anderen Zellen im Körper kommunizieren und diese veranlassen, Dinge zu tun oder zu lassen. Bei gesunden Menschen funktioniert das wie ein Uhrwerk – da die Mastzellen einer der ältesten Teile des Immunsystems sind, haben sie durch ihre lange Evolution viel Zeit gehabt, sich zu optimieren und bestimmte Tricks zu lernen, um ihren Körper zu schützen.

 

Bei Menschen mit überaktivierten Mastzellen kann dieses beeindruckende System jedoch gestört sein. Die dysfunktionalen Mastzellen stoßen Botenstoffe auf die falschen (auch auf harmlose) Reize hin aus, oder zu viele oder zu wenige Botenstoffe, in die falsche Richtung, zur falschen Zeit, mit einer falschen Intensität oder Dauer… Es gibt hier viele Möglichkeiten. Welcher Punkt genau bei einem einzelnen Patienten schlecht funktioniert, ist zumeist unklar. In der Regel sind es nicht alle Punkte gleichzeitig. Genauso sind nicht alle Mastzellbotenstoffe und nicht alle Mastzellen im Körper betroffen. 

Image by Laura Ockel

Es wird angenommen, dass sich MCAS auch aufgrund von Punktmutationen im Genom entwickeln kann, welche „somatisch“ sind, also im Laufe des Lebens erworben werden (im Gegensatz zu den angeborenen Ausprägungen der Gene). Daher sind Mastzellen oft auch nur an einer Körperstelle überaktiviert. Aber auch von einer lokalen Position können sie systemische Effekte, also Effekte im ganzen Körper, auslösen. Die dysfunktionalen Mastzellen können die gesunden Mastzellen quasi "anstiften".

So wird deutlich, dass überaktivierte Mastzellen weniger eine „Krankheit“ in klassischen Sinne darstellen, sondern dass vielmehr ein sehr wichtiger Mechanismus im Körper in Schieflage geraten ist und nun nicht mehr so funktioniert, wie er soll. Bildlich gesprochen hat sich in eine sehr fein eingestellte Maschine irgendwo ein Fehler eingeschlichen, und nun rattert sie. Beim einen mehr, beim anderen weniger. Dies ist ein wichtiger Punkt, um zu verstehen, warum MCAS-Patienten in ihren Symptomen so unterschiedlich sind.

2. Netzwerktheorie

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Bevor die Netzwerktheorie vorgestellt wird, muss angemerkt werden, dass diese bisher in keiner wissenschaftlichen Publikation auf MCAS oder Mastzellen bezogen wurde. Insofern versteht sich dieser Abschnitt als Spekulation darüber, dass diese wissenschaftliche Allgemeintheorie auch bei MCAS Anwendung finden könnte.

 

In wissenschaftlichen Überlegungen über Krankheiten wird in der Wissenschaft zunehmend ein vernetztes Modell bevorzugt. In diesem werden nicht nur die Unterschiede zwischen den Krankheiten beleuchtet, sondern auch ihre Gemeinsamkeiten. Krankheiten werden in der Folge in vielen Fällen nicht ausschließlich als klar voneinander abgegrenzte Einheiten gesehen, sondern als überlappend (15). So teilen sich viele Erkrankungen Symptome und Ursachen. Ein sehr bekanntes Beispiel sind Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Diabetes: Alle diese weit verbreiteten Krankheiten werden wesentlich durch einen ungesunden Lebensstil (Rauchen, Übergewicht, ungesunde Ernährung, wenig Bewegung) begünstigt. Sie haben also Gemeinsamkeiten.

Die Netzwerktheorie besagt unter anderem, vereinfacht gesagt, dass viele Merkmale, die ein Mensch hat, wie in einem Netzwerk untereinander verknüpft sind (15). Ein Beispiel: Wenn Mario eine Tasse Kaffee trinkt, wird er zittrig und unruhig. Maike spürt dies erst nach vier Tassen. Bei Mario sind also die Punkte „Kaffeetrinken“ und „nervliche Unruhe“ stärker miteinander verbunden als bei Maike. 

Die Körpernetzwerke unterscheiden sich, und so unterscheidet sich auch ihre Reaktion auf bestimmte Reize.

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Diese Verbindungen können in ganz unterschiedlichen Ausprägungen zwischen den Menschen variieren, z.B. auch bei der Wirkung von Behandlungen und Medikamenten. So kann erklärt werden, warum Menschen sehr unterschiedlich reagieren. Es wird also deutlich, dass die Körpernetzwerke sich unterscheiden, und so unterscheidet sich auch ihre Reaktion auf bestimmte Reize. Wenn ein besonderer Reiz eintritt, z.B. Stress auf der Arbeit, so reagiert Wolfgang vielleicht mit Kopfschmerzen, und Verena mit Bauchschmerzen. Durch die Unterschiede in der Stärke der Verbindungen innerhalb des persönlichen Körpernetzwerkes unterscheiden sich die Netzwerke von Wolfgang und Verena auch deutlich darin, welche Symptome sie wahrscheinlich produzieren werden (15). Einige besonders zentrale Punkte in solchen Netzwerken haben einen Einfluss in vielen Erkrankungen. Dazu gehören z.B. Schlafstörungen oder Konzentrationsprobleme (15).

 

Letztlich bietet die Netzwerktheorie auch einen Ansatz, um zu erklären, warum einige Personen nach einem belastenden Ereignis sofort Symptome entwickeln, während dies bei anderen erst mit einer Zeitverzögerung einsetzt. Es sei aber dazu gesagt, dass die Netzwerktheorie als wissenschaftlicher Ansatz weiterhin diskutiert wird, und nicht als „bewiesenes“ Konzept gilt.

3. Reaktionsstereotypien

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Ein eng mit der Netzwerktheorie verbundenes Konzept ist das der Reaktionsstereotypie. Reaktionsstereotypie bedeutet, dass eine Person in verschiedenen, belastenden Situationen relativ 

betonte Mann

typisch eine gewisse Reaktion zeigt. Diese kann beispielsweise darin liegen, dass diese Person zuverlässig im selben physiologischen System eine verstärkte und verlängerte Reaktion aufweist (16,17). So zeigen beispielsweise Patienten mit chronischen muskuloskeletalen Schmerzen eine Tendenz, stärker in der schmerzrelevanten Muskulatur auf Stress zu reagieren. Sie zeigen zudem eine langsamere Rückkehr dieser Reaktion zum Normalzustand (16). Dadurch entsteht ein guter Denkansatz, um zu erklären, warum verschiedene Personen in der gleichen Situation unterschiedlich reagieren.

 

Und das gilt natürlich auch für die vielfältigen Möglichkeiten, mit denen Mastzellen an den zahlreichen Stellen des Körpers auf die unendliche Menge an Reizen aus der Umwelt reagieren.

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