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Behandlung von MCAS - Medikamente

Es erscheint für einige eventuell verwunderlich, dass Medikamente nicht der erste Schritt in der MCAS-Behandlung sind. Die Suche nach Auslösern und in der Folge deren weitgehende Vermeidung ist extrem wichtig, damit die Medikamente eine Chance haben, die Gesamtverfassung der Betroffenen zu verbessern. Viele MCAS-Betroffene sind auf ihre Medikamente angewiesen. Der aktuelle Zustand bestimmt weitgehend, womit die Behandlung beginnt: Lebensstiländerungen oder Medikamente testen. Denn auch hier gilt: Am besten nur eine Maßnahme auf einmal. Das geht nicht immer, ist aber sinnvoll, damit nachvollziehbar bleibt, wodurch Veränderungen verursacht wurden.

MCAS ist eine noch relativ neu erkannte Erkrankung. Erst in den 80er und 90er Jahren wurden die ersten wissenschaftlichen Publikation über MCAS veröffentlicht, und erst um 2008 begann diese Entwicklung, Fahrt aufzunehmen (5) (das ist übrigens ein genau durchschnittlich langer Zeitraum, da die Erkenntnisse aus der Wissenschaft im Schnitt 17 Jahre benötigen, um in der Praxis anzukommen (8)). Obwohl MCAS erst  so relativ kurz bekannt ist, und es noch 

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viele Fragen gibt, existieren schon zahlreiche Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung. Es gilt grundsätzlich, dass aufgrund der hohen Komplexität und Individualität von MCAS nicht jedes Medikament jedem Betroffenen helfen wird (4). Abgesehen von Symptomen im Zusammenhang mit Histamin gibt es aktuell nur wenig Möglichkeiten, die Passung zwischen Patient und Medikament aus den Symptomen vorherzusagen, also müssen die Medikamente zunächst ausprobiert werden (4). Dabei wird in der Regel mit einfach zugänglichen und kosteneffektiven Medikamenten begonnen.

Für Medikamente gilt dasselbe wie für Lebensstilveränderungen: Jedes Medikament wird einzeln getestet, da sonst nicht klar ist, welches Medikament eine Veränderung bewirkt hat. Wenn der Patient nach etwa einem Monat nicht mehr sagen kann als "es hat sich vielleicht ein bisschen was 

Die richtigen Medikamente bringen eine deutliche, signifi-kante, dauerhafte Verbesser-ung mit sich

verbessert", dann gehört es nicht in sein persönliches Medikamentenarsenal (9)! Medikamente, die in dieses persönliche Set gehören, sollten eine deutliche, signifikante, dauerhafte Verbesserung mit sich bringen (9). Das Ziel ist in der Regel, eine hilfreiche Langzeitmedikation von möglichst wenigen, hilfreichen Medikamenten aufzubauen. Um Wechselwirkungen zu vermeiden, sollten keine Medikamente eingenommen werden, die keinen merklichen Nutzen besitzen (4). Der richtige molekulare Schlüssel für das molekulare

Schloss der individuellen Mastzellen wird sich deutlich bemerkbar machen – oft wie eine 180°-Veränderung. Die meisten Betroffenen finden mit der Zeit ein Regiment, mit dem es ihnen deutlich besser geht (4).

Zu beachten ist bei Medikamenten, dass unerwünschte Reaktionen auch auf die Hilfsstoffe (Bindemittel, Trennmittel, Farben, Aroma…) auftreten können, die sich in Tabletten befinden. Bei üblicherweise sehr gut verträglichen Wirkstoffen wie den Antihistaminika ist es sogar in der Mehrzahl der Fälle eine Reaktion auf einen Hilfsstoff, nicht auf einen Wirkstoff. Da ist nach einer Unverträglichkeitsreaktion die Inhaltsstoffliste eine gute Hilfe dabei, herauszufinden, welcher Stoff problematisch ist. Dann macht es Sinn, andere 

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Rezepturen mit demselben Wirkstoff zu testen, die den unerwünschten Stoff nicht enthalten (4). Falls eine solche Rezeptur nicht existiert, so ist es möglich, sich das Medikament nach persönlichen Bedürfnissen herstellen zu lassen, z.B. von der Klösterl-Apotheke.

Bestimmte Medikamente haben sich bei MCAS als vielversprechend gezeigt. In erster Linie sind Antihistaminika und mastzellstabilisierende Medikamente geeignet. Bringen diese nicht den gewünschten Effekt, stehen weitere Medikamente zur Verfügung. Details enthalten die Publikation von Molderings et al. aus 2016 (10), Zhang et al. aus 2016 (11), sowie Finn et al. aus 2013 (16).

  • Antihistaminika (6,10): Hier werden sowohl H1-Blocker als auch H2-Blocker eingesetzt. Die H1-Blocker sollten, wenn möglich, aus der 2. oder 3. Generation stammen. Antihistaminika sind typischerweise die erste Wahl in der dauerhaften Kontrolle des MCAS, und auch sehr hilfreich in 

der Notfallmedikation (4). Um histaminvermittelte Mastzellaktivierung zu minimieren, sollten die meisten MCAS-Patienten zuerst aus den verfügbaren H1-Blockern ihren besten Wirkstoff herausfinden und diesen dann weiterhin einnehmen. Als nächstes finden sie ihren besten H2-Blocker heraus. Von den H2-Blockern ist in Deutschland aktuell nur Famotidin erhältlich. Bei den Antihistaminika genügt in der Regel eine Testphase von etwa 2 Wochen, um die Wirkung kennenzulernen (22).

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Achtung: Bei Problemen mit Histamin „lösen“ Antihistaminika das Problem eines zu hohen Histaminspiegels nicht! Antihistaminika blockieren die Histaminrezeptoren der Zellen, aber sie bauen kein Histamin ab! Für den optimalen 

In erster Linie sind Antihistaminika und mastzellstabilisierende Medikamente geeignet.

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Effekt sollte auch die Zufuhr von Histamin verringert werden, extern (z.B. durch Ernährung) und intern (z.B. durch Reaktionen auf Stress oder auf andere Auslöser). Zusätzlich hilft Vitamin C beim Abbau von Histamin (10).

  • Mastzellstabilisatoren (6,10,11): Hier sind vor allem Präparate mit Cromoglicinsäure und Ketotifen zu nennen. Cromoglicin ist in vielen verschiedenen Formen erhältlich, z.B. als Nasenspray, Augentropfen oder Tabletten. Cromoglicin wird im Körper nicht besonders gut absorbiert, und es wirkt tendenziell eher dort, wo es aufgetragen wird. Daher ist es wichtig, die Form der Verabreichung auf den Ort der Symptome abzustimmen: Augentropfen für juckende Augen, Nasenspray für die Atemwege, Tabletten für den Verdauungstrakt etc. Dennoch wurde

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beobachtet, dass die lokale Wirkung auch systemische Effekte haben kann, die über den direkten Ort der Verabreichung hinausgehen. Ketotifen hat neben mastzellstabilisierenden Effekten auch einen möglichen H1-Blocker-Effekt. Im Gegensatz zu Cromoglicin wirkt Ketotifen über die Einnahmestelle hinaus (11).

  • Vitamin C, wird einmal am Tag 500mg in einer Langzeitformel (retardiert) empfohlen (6). Vitamin C ist ein Mastzellstabilisator (6).

Diese Wirkstoffe sollten langfristig in Kombination verwendet werden, um eine ausreichende Verringerung der Mastzellaktivität zu erreichen. Dabei nur eine Veränderung auf einmal, da sonst nicht feststellbar ist, welche Substanz hilft, und welche eventuell schadet (10). Die Verträglichkeit sollte zu Beginn mit niedrigen Dosierungen getestet werden, falls das Medikament neu für den Patienten ist (10). Bei Unverträglichkeitsreaktionen sind es meistens die Hilfsstoffe, die diese

auslösen. Eine Voraussetzung für den Erfolg dieser Behandlung ist die Vermeidung von identifizierbaren Auslösern für die Mastzellaktivierung. Daher sollte, parallel zum Beginn der medikamentösen Therapie, für 3-4 Wochen auf Gluten, Kuhmilcheiweiß und Hefe in der Ernährung verzichtet werden (10). Viele dieser Basismedikamente sind in der Apotheke rezeptfrei erhältlich. Daher kann es sein, dass der Patient diese auf eigene Faust bereits nimmt, was zu erfragen ist.

Zu Beginn der medikamentösen Therapie sollte für 3-4 Wochen auf Gluten, Kuhmilcheiweiß und Hefe in der Ernährung verzichtet werden.

Die Empfehlungen zu diesen Medikamenten finden sich in einem sehr informativen Paper von Prof. Molderings und Kollegen (10, auf Englisch). In diesem Paper werden auch weitere medikamentöse Optionen vorgestellt, falls diese Basistherapie nicht ausreichende Besserung bringt. Ein weniger ausführliches und auch etwas älteres Paper von 2014, dafür auf Deutsch, von Prof. Molderings und Kollegen findet sich in den Quellen unter Punkt 6.

Image by Melany @ tuinfosalud.com

Die Verträglichkeit und Effizienz der meisten Medikamente zeigt sich innerhalb von 1-2 Monaten (10), wobei kleinere Experimente mit der Dosierung und der Häufigkeit der Einnahme sinnvoll sein können (in Rücksprache mit den Patienten!). Hilfreiche Komponenten sollten beibehalten werden, nicht hilfreiche sollten wieder abgesetzt werden, um Wechselwirkungen durch zu viele Medikamente gleichzeitig zu verhindern (10). Das Ziel ist, einen persönlichen und individuellen Cocktail an Medikamenten aufzubauen, der so viel wie nötig und so wenig wie möglich an Wirkstoffen enthält.

Patienten, die anfällig für Anaphylaxie sind, sollten Notfallmedikamente und einen Epinephrin-Autoinjektor verschrieben bekommen, und sollten in entsprechenden Verhaltensweisen geschult werden (4).

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